Meins, meins, meins!!!!
Veröffentlicht von Sabine Lesch-Kaiser in Erziehung · Dienstag 31 Aug 2021
Alles meins!
Als
soziale Wesen sind uns bestimmte moralische Werte wichtig. Das ist auch gut so,
denn ohne bestimmte Achtsamkeiten könnten wir Menschen nicht in einer sozialen Gemeinschaft
leben. Gerade das Teilen hat für uns Erwachsene eine wesentliche Bedeutung. Und
so erleben wir tagtäglich auf unzähligen Spielplätzen bzw. in Spielsituationen,
wie erwachsene Menschen eindringlich Kinder ermahnen, dass sie Teilen sollen.
Schließlich ist jeder Mensch, der nicht teilt, ein Egoist und kein Elternteil
möchte sich einen „egoistischen Tyrannen“ heranziehen.
Doch
ist das so?
Spiegeln
wir doch einmal das Teilen in unseren erwachsenen Alltag:
Möchte
ich meinen Mann teilen? NEIN!
Möchte
ich, dass sich eine fremde Person meine neugekaufte Zeitschrift / Buch nimmt
und daran liest? NEIN!
Will
ich, dass jemand mein Handy aus meiner Tasche nimmt und damit telefoniert?
NEIN!
Und so gibt es noch viele weitere Dinge, die ich aufzählen könnte, die ich mit anderen teilen würde.
Trotzdem erwarten wir, dass ältere Babys und Kinder teilen bzw. fordern es
sogar von unseren Kindern ein.
Nun
sind wir Erwachsenen (meist) in der Lage unseren Gegenüber zu fragen und wir
haben die Möglichkeit, unsere Entscheidungen zu treffen. Wir können auf einen
großen Erfahrungsschatz und vielleicht auch Menschenkenntnis zurückgreifen. Wir
spüren, ob die Person, die nach etwas bittet, in Not ist und wollen bewusst
helfen.
Für
Baby und Kinder (bis ca. 6 Jahren) gibt es nur das Hier und das Jetzt! Sie wissen,
dass gerade das Spielzeug in diesem Moment für sie wichtig ist. Vielleicht
kennen sie das andere Kind auch nicht und können nicht voraussagen, ob sie das
Spielzeug auch tatsächlich wiederbekommen. Sie sind sich noch nicht bewusst,
welche gesellschaftlichen Normen es im Leben gibt. Auch können sie die Not des
anderen Kindes noch nicht erkennen, da das EMPATHIE-VERSTÄNDNIS sich erst mit 4
bis 6 Jahren entwickelt. Sie sind teilweise noch mit ihren eigenen Gefühlen
überfordert, die sie oft noch nicht sprachlich ausdrücken können.
Wenn
wir also unsere Kinder zum Teilen auffordern – vielleicht auch sogar zwingen,
übergehen wir das Bedürfnis unseres Kindes. Wenn wir Worte benutzen, wie „Du
bist schuld, dass das andere Kind jetzt traurig ist“, geben wir unseren Kindern
das Gefühl von Schuld mit. Was ist mit dem Gefühl deines Kindes? Ist sein
Gefühl nicht das richtige? In einer wertschätzenden Kommunikation ist es doch wichtig,
dass alle Emotionen ihren Raum bekommen.
„Teilen
lernen“ ist ein Prozess, den Kindern von selbst erfahren und erlernen - durch
die Interaktion mit uns Bezugspersonen und zunehmend beim Heranwachsen. „Teilen
lernen“ muss nicht von uns mit Aufforderungen forciert werden – auch wenn die
Umwelt es vielleicht erwartet, sondern wird durch unser Handeln und Tun von
unseren Kindern irgendwann reflektiert und entsprechend umgesetzt. Deshalb ist
es wichtig, dass wir unser eigenes TEILEN im Alltag kritisch hinterfragen.
Wie
geht es dir mit dem Teilen? Teilst du gern bzw. welche Dinge willst auch du
nicht teilen`? Schreib es doch gern in den Kommentaren – ich bin gespannt!
Deine Sabine
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