Warum eine Hebamme wichtig ist!

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Warum eine Hebamme wichtig ist!

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Veröffentlicht von Sabine Lesch-Kaiser in Schwangerschaft · Dienstag 26 Mai 2020
In den letzten Tagen bekam ich viele Anfragen von Frauen, ob ich bei Ihnen die Vor- bzw. Nachsorge machen würde. Wie gern würde ich die Frauen/Familien in den ersten Wochen nach der Geburt begleiten, aber das Wochenbett gehört in Hebammenhänden. Jede schwangere Frau hat Anspruch auf eine Hebamme und das Gute daran, die Leistungen werden von den gesetzlichen und privaten Krankenkassen übernommen. Da ich als GfG-Familienbegleiterin aber meine Kompetenzen kenne, bleibt mir nichts Weiteres übrig, für die Familien eine passende Hebamme zu finden. Manchmal ist unsere Suche vergeblich und die Familien können nur auf meine telefonische Unterstützung vertrauen.



Doch warum ist es so schwer, eine passende Hebamme zu finden? Das hängt einerseits mit unserer Politik zusammen (viele Hebammen geben unter anderem die Geburtshilfe bzw. Wochenbettbetreuung auf, da die hohen Haftlichtversicherungen einen großen Teil der Einnahmen verschlingen) und andererseits wissen viele Frauen/Familien nicht, dass sie mit Beginn der Schwangerschaft einen Anspruch auf Hebammenleistung haben und sich somit rechtzeitig eine Hebamme für die Nachsorge sichern können. Und manchmal stimmt einfach die Chemie nicht. Denn es ist sehr wichtig, dass sich die Hebamme immer auf die jeweilige Familie und ihre Bedürfnisse einstellen kann, doch wie in jedem anderen Beruf kann es sein, dass der Anspruch der Familie und die Einstellung der Hebamme zu sehr auseinandergehen. Ich finde es wichtig, dass Ihr für Euch die passende Hebamme findet, denn gerade den ersten Wochen nach der Geburt und in dem Abenteuer „Eltern sein“, werdet Ihr viele Höhen und Tiefen erleben. Zu keiner anderen Person in dieser Zeit werdet Ihr Euer Herzen öffnen, sie an Eurer Gefühlswelt teilnehmen lassen und vertrauen. Sie kommt in Euer vertrautes Heim und erlebt Euch so wie Ihr seid und Euch fühlt.

Um Euch optimal vorzubereiten, habe ich einmal die wichtigsten Fragen zusammengefasst:

Ab wann habe ich Anspruch auf eine Hebamme?

Sobald Ihr schwanger seid, habt Ihr Anspruch auf eine Hebamme. Und es ist auch nicht zu früh, sich eine Hebamme zu Beginn der Schwangerschaft zunehmen. Wie oft kommen Fragen auf, die man in einem individuellen Gespräch mit der Hebamme schnell und kompetent beantwortet bekommt. Viele Frauenärzte in Berlin/Brandenburg arbeiten schon Hebammen zusammen. Sie haben dann oft einen Hebammentag in der Praxis, so dass die werdende Mutter von Arzt und Hebamme gemeinsam durch die Schwangerschaft begleitet werden. Oder Eure Hebamme besucht Euch Zuhause oder bestellt Euch zu sich in ihre Hebammenpraxis. Wichtig ist zu wissen, je länger Ihr Richtung Entbindungstermin wartet, umso unwahrscheinlicher wird es, dass Ihr noch eine Hebamme für das Wochenbett findet. Inzwischen gibt es auf Facebook auf eine Gruppe „Hebammenvermittlung Berlin“, wo Ihr versuchen könnt, eine Hebamme zu finden (diese Gruppe gibt es auch für andere Wohnorte).

Wie finde ich aber die perfekte Hebamme?

Die perfekte Hebamme gibt es sie überhaupt? Schließlich sind wir Menschen doch sehr verschieden und so finde ich, sie muss nicht perfekt sein, sondern sollte möglichst auf derselben Wellenlänge schwingen. Wenn ich Eltern begleite, ist es wichtig, dass ich nicht sie gegen ihre Vorstellungen überzeuge, sondern sie je nach Bedürfnis berate und unterstütze, so dass jede Familie möglichst ihren eigenen Weg finden kann.

Vielen Frauen vertrauen auf Empfehlungen von Freundinnen, Verwandten oder Bekannten. Manche haben leider noch keine Erfahrungen und entnehmen Adressen und Telefonnummer aus dem Internet (Hebammenverband, Hebammensuche, kidsgo) oder anderen Medien (Hebammenlisten). Egal wie, bevor Ihr das erste Mal Kontakt aufnehmt, nehmt Euch im Vorfeld einige Minuten Zeit, um Euch Eure wichtigsten Fragen zu notieren. Wichtige Fragen können zum Beispiel sein:

  • Wie ist sie zu erreichen?
  • Wie möchtest Du entbinden? Hast Du den Wunsch in einem Geburtshaus oder Zuhause zu entbinden oder möchtest Du Dir     eine Beleghebamme nehmen?
  • Wie steht sie zu bestimmten Themen wie Stillen, Homöopathie, Kaiserschnitt, Blockierung etc. – alles was für dich / euch wichtig ist, kann relevant sein?
  • Wie lange ist sie schon Hebamme?
  • Welche Angebote (Geburtsvorbereitung, Rückbildung, Babymassage, Babykurse etc.) bietet sie sonst noch an?
  • Wie läuft die Betreuung ab?
  • Hat sie im Notfall (Krankheit, Urlaub) eine Vertretung?
  • Wie lange kommt sie?
  • Macht sie Beleggeburten oder kommt sie ins Krankenhaus?

Wie Ihr seht, gibt es schon einige Fragen, die Ihr im Vorfeld beim Telefonieren, abklären könnt. Und dann hört auf Euer Bauchgefühl! Bei diesem ersten Gespräch bekommt Ihr bestimmt ein Gespür, ob es passen könnte oder nicht. Viele Frauen machen nach dem 1. Kontakt einen Termin für das 1. Treffen. Sollte das Bauchgefühl Euch eher abraten, dann vielleicht lieber noch weitere Hebammen kontaktieren.



Das 1. Mal

Wo das 1. Mal stattfindet, hängt ein wenig damit zusammen, wie die Hebamme arbeitet. Vielleicht habt Ihr sie schon in der Frauenarztpraxis kennengelernt oder sie kommt zu Euch nach Hause. Oder sie hat eine eigene Praxis, wo sie Euch zu einem Termin bestellen wird. Das 1. Mal ist dafür gedacht, sich gegenseitig abzutasten und seine Erwartungen und Wünschen auszutauschen. Die Hebamme wird sich Euren Mutterpass ansehen, den Bauch abtasten, Fragen über die bisherige Schwangerschaft stellen und individuelle Untersuchengen (z.B. Blutdruck messen, Herztöne hören) tätigen. Viele Hebammen erzählen auch, wie sie arbeiten, damit die Eltern eine bessere Vorstellung bekommen können. Seit einigen Jahren müssen sich Hebammen jeden Kontakt/Gespräch/Untersuchung mit einer Unterschrift der Frau bestätigen lassen. Und so wird beim 1. Termin auch viel Bürokratisches besprochen. Einige Hebammen lassen sich zum Beispiel bestätigen, dass sie die werdende Mutter aufgeklärt hat, dass sie bei Nichtteilnahme bzw. bei Teilnahme eines Angebotes, welches die Krankenkasse nicht übernimmt, die Kosten zu tragen hat. Auch das solltet Ihr Euch vorher bewusst entscheiden, ob Ihr diese Leistungen in Anspruch nehmen möchtet oder den Betrag bei Nichtteilnahme zahlen könnt.

Der Funken springt nicht über?!

Eigentlich kein Problem – dann sucht Ihr eben weiter, bis Ihr für Euch die passende Hebamme gefunden habt. Leider sehen die Krankenkassen das nicht so, denn sie bezahlen das Vorgespräch nur einmal. Die Kosten für ein 2. (oder 3.) Vorgespräch bei einer anderen Hebamme müsst Ihr aus Eurer eigenen Tasche bezahlen. Wenn Ihr der „neuen“ Hebamme verschweigt, dass Ihr schon einen Termin bei einer anderen Hebamme hattet, bekommt nur die 1. Hebamme das Geld und die 2. Hebamme bekommt von Deiner Krankenkasse für das Vorgespräch nichts. Das solltest Du Dir im Vorfeld bewusst machen, wenn Du eine weitere Hebamme kontaktieren möchtest.

Welche Angebote bieten Hebammen an?

Zu den meisten Angeboten, die zum Leistungsspektrum der Hebammen, gehören:

*         Geburtsvorbereitung

Geburtsvorbereitung gibt es in unterschiedlichen Varianten – für Frauen, für Paare, als Crashkurs am Wochenende oder für Frauen, die schon einmal entbunden haben. Die Krankenkassen bezahlen 14 Kursstunden für die Teilnahme der Frau. Wie die Vorbereitung stattfindet, hängt mit der Hebamme ab. Manche besuchen sie die Familien Zuhause und bereitet die Eltern individuell auf die Geburt bzw. die Zeit danach vor. Oder sie bietet einen Kurs für mehrere Teilnehmer*innen an. Wenn Ihr an einem Partnerkurs teilnehmen möchte, muss die Teilnahme von der Begleitperson selbst getragen werden, da die Kosten von den Krankenkassen meist nicht übernommen werden. Die Kosten können von der Hebamme selbst angesetzt werden. Die meisten Hebammen nehmen eine Gebühr von 80,00 bis 100,00 Euro pro Kurs. In der Geburtsvorbereitung werdet Ihr auf die Geburt vorbereitet, was Euch erwartet und wie Ihr Eure Geburt selbstbestimmend gestalten könnt. Ihr lernt unterschiedliche Atem- und Entspannungstechniken kennen, könnt Euch mit anderen Frauen/Paaren austauschen und werdet zu wichtigen Themen rund um die Geburt, Eltern- und Partnerschaft informiert. Oft entscheiden Freundschaften fürs Leben.



*         Wochenbettbetreuung

Im Wochenbett kann Deine Hebamme so oft wie nötig innerhalb von 8 Wochen zu Dir kommen. Diese Besuche werden von der Krankenkasse übernommen. Bei Stillproblemen ist Deine Hebamme bis zum Ende der Stillzeit Ansprechpartnerin, denn auch diese Leistung wird von den Krankenkassen bezahlt.

*         Rückbildungsgymnastik

Viele Hebammen bieten (wenn sie Räumlichkeiten haben) Rückbildungsgymnastik an. Unabhängig davon, wie Du entbunden hast, ist durch die Schwangerschaft (und Geburt) der Beckenboden gelockert und somit geschwächt. Die gesetzlichen Krankenkassen bezahlen 10 Kursstunden (unter der Voraussetzung der Kurs hat spätestens vor dem 4. Lebensmonat des Kindes begonnen und hört spätestens vor dem 9. Lebensmonat auf). Dieser Kurs beginnt meist nach 6 bis 8 Wochen nach der Geburt und findet in einer Gruppe statt. Viele Hebammen bitten um einen Zusatzbetrag, der ganz unterschiedlich sein kann – die meisten Frauen sprechen von einem Beitrag von ca. 20,00 Euro pro Kurs. Manche Hebammen bieten aber auch Rückbildungsgymnastik bei Dir Zuhause im Rahmen der Wochenbettbetreuung an. Sollte Deine Hebamme keine Rückbildungsgymnastik anbieten können, findest Du in der Kidsgo Adressen von Kursanbietern.



Weiterhin bieten Hebamme zusätzliche Leistungen, wie Akupunktur, Homöopathie, Schwangerenyoga und –schwimmen, Fotoshooting, Babymassage, Krabbelkurse usw. an. Die Leistungen werden von den Krankenkassen oft nicht übernommen, so dass die Teilnahme an diesen Angeboten von den Eltern selbst getragen werden müssen. Gern könnt Ihr aber einmal in Eurem Umfeld schauen, zunehmend mehr gibt es Familienzentren und Co., wo Ihr solche Angebote für kleines Geld oder umsonst bekommt, da sich diese Zentren über Spenden u.Ä. finanzieren. Falls Du Dich für eine Geburt im Geburtshaus oder einer Beleggeburt entscheidest, musst Du die Kosten der Rufbereitschaft selber tragen (obwohl zunehmend diese Kosten von manchen Krankenkassen übernommen werden – am besten informierst Du Dich bei Deiner Krankenkasse vorher)

Zusammengefasst

Sobald du schwanger bist, hast du Anspruch auf eine Hebamme (egal in welcher Woche du dich befindest). Wenn Du Dir eine Hebamme suchst, vertraue Deinem Bauchgefühl. Welche Hebamme Du haben möchtest, hast Du selbst in der Hand (außer bei der Geburt, wenn Du keine Haus-, Geburtshaus- oder Beleggeburt hast, dann musst Du mit der Krankenhaushebamme vorliebnehmen). Beziehe ruhig Deine*m Partner*in in die Mitentscheidung ein, meist haben sie eine andere Sicht auf die Dinge. Oft werde ich von den Frauen gefragt, ob sie überhaupt eine Hebamme brauchen. Diese Frage kannst nur Du selber beantworten, aber ich finde gerade in einer so sensiblen Phase wie Geburt und Familienbildung, ist es schön, wenn man weißt, dass man sich auf eine bestimmte Person verlassen kann, die Einem emotional begleitet, unterstützt und mit Rat und Tat zur Seite steht.

Eure Sabine

PS. Wusstest Ihr eigentlich, dass es auch männliche Hebammen gibt?

PSS, Mich würde interessieren, habt Ihr eine Hebammenbegleitung gehabt oder wolltet Ihr keine Betreuung?


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